Donnerstag, 6. Oktober 2011

Eine kleine Geschichte des Mädchens, das zu feige zum kotzen war.

Nacht. Ich schaue fern und surve ein wenig im Internet. Nicht mehr viel los um 2 Uhr morgens.
Jedenfalls nicht auf meinem Laptop. In mir schon. Ich gucke mir mal wieder Blogs von Pro-Ana und Pro-Mia Mädchen und von dünnen Frauen an und werde nachdenklich. Ich will das auch schaffen, so dünn zu sein! Koste es was es wolle. Doch ich denke mir dass ich es eh niemals schaffen werde. Mir wird schlecht. Ich hab den Tag über mal wieder viel zu viel gefressen. Kotzen. Ja, das wäre jetzt gut. Aber ich hab Angst. Nein, SCHISS!
Ich schleiche mich so leise wie Möglich aus meinem Zimmer, durch den Flur, ins Gäste WC (das richtige Bad ist neben dem Schlafzimmer und ich will vermeiden dass meine Mom was hört oderso). Ich mache hinter mir die Tür zu und schließe ab. Nun steh ich hier. Das einzige was ich höre ist mein eigener Atem. Langsam gehe ich zur Toilette. Mir ist schwindelig und ich hocke mich auf den Boden und öffne den Klodeckel. Aus der Toilette kommt ein schrecklicher Toilettengeruch, den man ja sonst nicht riecht, da man ja normalerweise da nicht mit dem Gesicht drinhängt, so wie ich jetzt.
Tja, Stille. Auf was warte ich eigendlich? Dass das jetzt von alleine geht? Ich versuche zu würgen. Klappt nicht. Ich spüre wie mir der Dreck im Hals steht und ich sehne mich nach dem Gefühl dass es sich endlich lockert und ich durch meinen Mund den ganzen Scheiß rauslasse. Ich fange an zu zittern. So langsam staut sich das Blut in meinen Beinen. Ich stütze mich auf der Klobrille ab und denke nach. ''Feige! Du bist einfach feige! Eine verdammte Versagerin! Traust dich nichtmal zu kotzen obwohl du es so sehr willst! Das kann doch nicht so schwer sein!''. Dann stehe ich auf und gucke in den Spiegel. Grässlig was mir da entgegen blickt. Einfach unglaublich grässlig! Ich öffne das Schränkchen und hole eine Zahnbürste heraus. ''Vielleicht geht das damit einfacher. Vielleicht ist das weniger schwer als mit dem Finger..''. Wieder hocke ich mich vor dem Klo auf den Boden. Demütigendes Gefühl! Ich ergebe mich einer Toilette und einer Zahnbürste.
Naja. Augen zu und durch. Rein in den Mund. ... REIN IN DEN MUND! Verdammt ich hab Angst.
Egal. Und, LOS! .. Ich würge. Aber zu wenig. Nochmal. Und nochmal. Es kommt nix. Ich traue mich nicht die Zahnbürste länger in meinem Mund zu lassen, bis etwas kommt. ''Verdammte Versagerin! Du bist zu schwach! Das schaffst du nie im Leben!''. Ich stehe auf, schließe den Deckel der Toilette, Lege die Zahnbürste zurück in das Schränkchen und mache mich auf den kurzen Weg, zurück in mein Zimmer. Eine kleine Träne rollt mir über die Wange. Ich lege mich ins Bett, lösche das Licht und schließe die Augen.
-''VERSAGERIN!''

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